Wollen Sie ohne Jennifer auf die Kreuzfahrt?

In der Nacht von Freitag auf Samstag sind Jenny und ich von unserem Urlaub nach Hause gekommen. Am liebsten wären wir noch eine Woche länger geblieben um uns von unserer stressigen Urlaubswoche zu erholen. Ja richtig, stressig. Es ist unfassbar was uns in dieser Woche wiederfahren ist und ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll…

 

In der Woche vor dem Urlaub haben wir eine Packliste geschrieben, Ausflüge geplant und haben uns echt richtig organisiert gefühlt. Für Jenny habe ich noch eine Fake ID erstellt welche wir dann bei FedEx ein laminieren ließen. Notfalls hatte sie auch noch eine amerikanische ID von einer Studentin aus Philly parat. In Miami muss man grundsätzlich nur vorweisen können ob man 21 Jahre alt ist dabei ist egal ob man der Person auf der ID ähnlich sieht oder nicht. Angst muss man dabei auch nicht haben denn die Polizei wird grundsätzlich nie gerufen weil die Clubs natürlich keinen unnötigen Stress mit Polizei vor ihrem Club haben wollen.

 

Jenny und ich haben uns wirklich so sehr auf den Urlaub gefreut weil wir unsere Gastfamilien wirklich nicht mehr sehen konnten. Zum einen hatte Jenny einen Auffahrunfall und hat das Ladekabel von ihrem Handy aufgesaugt und bei mir hat mein Schrottkarren auch mal wieder den Geist aufgegeben. Die Bremsen haben so gut wie gar nicht mehr funktioniert und meine Gasteltern waren mittlerweile so genervt, dass sie um die $2000 die letzten Wochen in mein Auto investiert haben. Seinem Ärger lässt man dann natürlich an dem Au Pair aus indem man Undankbarkeit, Verwöhntheit vorwirft und ungerecht wird. Verteidigen kann man sich zwar schon gegen solche Vorwürfe aber dennoch ist man eingeschränkt weil die beiden sozusagen am längeren Hebel sitzen und einen das auch spüren lassen. Meine Gastmutter hatte nach diesem Streit wohl ein ziemlich schlechtes Gewissen und hat uns angeboten uns an den Flughafen zu fahren. Entschuldigt hat sie sich nicht.

Nach einem dreistündigen Flug sind wir endlich in Miami angekommen und liefen sozusagen gegen eine Wand als wir den klimatisierten Flughafen verlassen haben. Es war so unglaublich warm. Nach einer weiteren 30 minütigen Taxifahrt kamen wir dann endlich vor unserem Hostel direkt am Southbeach in Miami Beach an. Vor lauter Aufregung habe ich erst meinen Koffer im Taxi liegen lassen – zum Glück noch rechtzeitig gemerkt bevor das Taxi los gefahren ist. Der erste Tag war wirklich ein guter Tag, außer dass ich den Haustürschlüssel vergessen habe. Das war aber kein großes Problem weil der Ersatzschlüssel im Gartenhaus versteckt ist. Wir sind gleich noch ein bisschen an Strand und sind in einem Alkoholgeschäft abgehangen in welchem Gratis Shots verteilt wurden :-D Das war echt genial. Für einen Liter Saft haben wir $6,50 gezahlt. Normalerweise bezahlen wir für den gleichen Saft bei uns in Media weniger als die Hälfte. Aber egal, man ist nur einmal jung – dass ich bald kein Zugriff mehr auf mein Bankkonto haben werde wusste ich zu dem Zeitpunkt leider noch nicht…


In unserem Hostel gab es jeden Tag ein Programm bei dem man sich anmelden konnte. Abends war natürlich auch immer etwas geboten also haben wir $20 bezahlt und haben dafür Freibier und den Clubeintritt für das noble Mansion bekommen. Im Mansion wurde die ID natürlich durchleuchtet und Jenny wurde mit ihrer deutschen Fake ID weggeschickt. Schade, aber davon lassen wir uns doch nicht den Abend versauen. Ich habe natürlich wie immer einen Plan B. Okay dieses Mal war es ein spontaner Plan B denn wie aus dem Nichts kam da ein schickes rotes Cabrio her gefahren mit zwei hübschen Brasilianern. Mit Zeichensprache quer über die Sprache haben wir ihnen irgendwie zu verstehen gegeben, dass wir mit ihnen mitfahren wollen. Sie haben uns zu sich gewunken und wir sind mit unserem High Heels quer über die Straße gestöckelt und in das Cabrio gesprungen. Dann wurde erst einmal eine Spazierfahrt quer durch Miami Beach gestartet und wir haben die laute Musik und die erfrischende Abendluft genossen. Wir haben uns schon ziemlich cool auf der Rückbank gefühlt. Irgendwann ging es zurück zum Hostel um den restlichen Wodka zu holen und am Strand unsere eigene Party zu feiern.

Im Urlaub wird natürlich nicht geschlafen und am nächsten Morgen ging es um 8 Uhr wieder aus dem Bett um zu den Everglades zu fahren. Das ist ein Naturschutzgebiet welches mit einem Boot erkundet wird und man direkt an Alligatoren vorbei fährt. Ich hatte außerdem ein Baby Alligator auf meinen Armen und habe für dieses Foto $3 bezahlt – leider existiert dieses Foto nun nicht mehr. Wieso wird später aufgeklärt. Fabian war auch bei diesem Ausflug dabei und kommt auch aus Deutschland. Er hat eine zwei monatige Reise in Mittelamerika gemacht und jetzt als Endstation genießt er noch ein bisschen das Partyleben in Miami.

Jenny, Fabian und ich
Jenny, Fabian und ich
Bootstour durch die Everglades
Bootstour durch die Everglades

Am Sonntagabend haben wir uns wieder für das Abendprogramm angemeldet und sind mit einem Bus zum Niki Beach gefahren. Dort war ein Club der ebenfalls den Namen Niki Beach trägt. Mit Abstand die beste Location in welcher ich jemals war. Dieses Mal hat Jenny die amerikanische ID gezeigt – alles gut. Scheinbar. Auf der Tanzfläche haben wir unser Leben gefeiert bis Jenny realisierte, dass ihre Tasche offen ist und ihre beiden Fake IDs, ihre Kamera und das Handy von ihrer Gastfamilie weg ist. Der Abend ging den Bach herunter wir sind durch den ganzen Club geirrt und haben wirklich ÜBERALL nach den Sachen gesucht. Mülleimer wurden durchleuchtet, alle Barkeeper abgeklappert, unzählige Anrufe getätigt und peinliche Droh SMS versendet. Nach zwei Stunden erfolgloser Suche war unsere Laune im Keller und wir machten uns auf den Heimweg. 

Ich weiß bis jetzt nicht wie ich betrunken das Hostel gefunden habe aber ich habe Jenny und mich nach einem 30 minütigen Marsch durch Miami Beach ans Ziel gebracht als ob ich dort schon seit Jahren wohnen würde. 
Am nächsten Morgen klingelte der Wecker wieder um 8 Uhr und ich sah auf meinem Handy entgangene Anrufe von Jennys verlorenem Handy!!! Wir riefen zurück aber niemand nahm ab. Gegen Mittag machten wir uns auf den Weg zu Niki Beach um uns zu erkunden ob dort etwas abgegeben wurde – nach den IDs haben wir natürlich nicht gefragt. Leider wurde nichts abgegeben. Total frustriert gingen wir an den Strand um die letzten Stunden in Miami Beach zu „genießen“ bevor es mit der Kreuzfahrt zu den Bahamas losging. 
Urplötzlich klingelte mein Handy und auf dem Display hieß es: „JENNIFER CHOWANIETZ IS CALLING YOU!!!“ Es war ein Mann am anderen Ende und er meinte, dass er erst nach Mittag aufgewacht sei und würde sich schnell fertig machen und dann zu unserem Hostel kommen. Er hat uns außerdem gefragt ob wir Lust hätten noch mit ihm einen Joint zu rauchen – Marihuana wird einem hier in den USA angeboten wie Getränke. Freundlich haben wir abgelehnt und warteten auf ihn vor dem Hostel. Irgendwann fuhr ein schicker schwarzer Nissan vor das Hostel und zwei Gangster stiegen aus. Jenny hätte DC – so heißt der Typ der das Handy gefunden hatte – am liebsten abgeknutscht. Ständig meinte sie: „you saved my life!“ 
Die beiden waren echt super nett denn sie haben uns sogar noch zum Hafen zu unserem Schiff gefahren wodurch wir das Geld für das Taxi gespart haben. DC ist 23 Jahre alt und rappt in Clubs von Miami, Miami Beach und Orlando mit seinem Freund Mario welcher auch im Auto dabei war. Wie DC mit seinen 23 Jahren ein eigenes Haus bewirtschaften kann würde mich auch gerne mal interessieren… 

Auf der Fahrt zum Hafen genossen wir die Skyline von Miami
Auf der Fahrt zum Hafen genossen wir die Skyline von Miami

Nun konnten wir es wirklich kaum erwarten das Schiff zu betreten. Mit einem breitem Grinsen und unseren Sonnenbrillen betraten wir die Eingangshalle und wurden durchgecheckt wie am Flughafen.


Und JETZT AUFGEPASST! MERKT EUCH DAS FÜR EURE ZUKÜNFTIGEN REISEN: 
Das Plastikvisa ist nur 50% wert. Wer während seinem USA Aufenthalt in ein anderes Land reisen will muss das DINA4 große J1 Visa vorzeigen können. Glücklicherweise hatte ich das immer noch in meinem Reisepass - Jenny allerdings nicht. Der Mann von der Kontrolle hat gefragt ob wir es nicht im Koffer etc. hätten aber sie meinte nur, dass sie es nicht dabei hätte und war noch total lässig drauf bis ich ihn gefragt habe: „Was ist wenn sie es nicht vorzeigen kann?“ Daraufhin meinte er, dass Jenny nicht mit auf die Kreuzfahren kommen könnte. Unsere Kinnläden sind herunter gefallen aber bis auf den Boden das könnt ihr mir glauben.

Eine Lösung gab es noch nämlich ihren Gastpapa anzurufen und der sollte das Formular abfotografieren und an eine angegebene E-Mailadresse senden. Es war ein Drama. Es hat erst einmal eine Ewigkeit gedauert bis er das Formular gefunden hat, dann kam seine E-Mail nicht an und unsere Handyakkus waren im Reservebereich. Nervenkitzel vom Feinsten. Ich wurde bereits gefragt ob ich auch ohne Jenny mit auf die Kreuzfahrt kommen möchte aber irgendwann erhielten sie die E-Mail und die Kopie wurde vom Kapitän akzeptiert und wir konnten ENDLICH das Schiff betreten. Wir waren sowas von fertig nach dieser schlimmen Nacht mit den geklauten Sachen und nun dieses Desaster. Jenny meinte nur, dass sie gar nicht weiß was mit ihr los ist. Sie hätte noch nie so viel Pech gehabt in ihrem Leben und ich meinte nur, dass ich wirklich keine Ahnung hätte woher dieses Reisepech käme……
Ich bin froh, dass ich diesen J1 Lappen dabei hatte denn meine Gastfamilie wäre nicht einmal zu Hause gewesen. Also hätte mir niemand helfen können und ich hätte gleich wieder den Hafen verlassen können. Achso und ist euch auch aufgefallen, dass wenn wir das Handy nicht wieder bekommen hätten, dass Jenny nicht einmal ihren Gastpapa erreichen hätte können? Naja hätte, wäre, könnte – ging letztendlich alles mehr oder weniger gut aus.

 

Das  Schiff hatte 12 Etagen, viele Bars, Restaurants, Aufenthaltsräume, Fahrstühle und ein Pool Deck mit Bühne. Der Service war großartig, das Essen köstlich und das Programm welches einem jeden Tag geboten wurde war auch toll. Es hat sich jeder Dollar ausgezahlt.

 

Am Hafen von Freeport
Am Hafen von Freeport
Beim Frühstücken mit Blick auf Freeport
Beim Frühstücken mit Blick auf Freeport

Unser erster Stopp war am Dienstag in Freeport auf den Great Bahamas. Dort sind wir mit einem Taxi an den Strand gefahren und haben eigentlich nur das sonnige Wetter, den schönen Strand genossen und uns einen Cocktail aus der Kokosnuss gegönnt. Das war deliziös.

 

Kokosnuss Cocktail !!!
Kokosnuss Cocktail !!!

Am Mittwoch sind wir in Nassau angekommen. Nassau ist die Hauptstadt von den Bahamas. Dort haben wir eine fast drei stündige Taxirundfahrt gemacht und haben auch etwas anderes gesehen als das Touristenviertel. Wir sind durch das Ghetto gefahren in welchem wirklich nur einzelne Hütten standen und dort gab es das günstigste Bier. 5 Bier für $3!!!! Das muss einfach erwähnt werden :-D Ich hätte die Leute mit meinem Einkauf gerne unterstützt aber leider hatte ich nur noch $2 weil ich bereits mein ganzes Bargeld ausgegeben hatte und aus unerklärlichen Gründen keinen Zugriff mehr auf mein Bankkonto hatte. Es war einfach gesperrt – wahrscheinlich irgendeine Sicherheitsmaßnahme? Ich habe keine Ahnung. Aufjedenfall war ich nun von Jennys Geld abhängig.

Nach der Taxifahrt sind wir an Strand und mussten uns abkühlen. Im Übrigen war in Nassau der aller schönste Strand. Es sieht dort wirklich genauso traumhaft aus wie auf Postkarten. 

In Nassau am Strand
In Nassau am Strand

Am Donnerstag sind wir zum Great Stirrup Cay welches eine Privatinsel ist und nur die Passagiere von unserem Schiff waren. Unser Schiff hat in der Nähe der Insel angehalten und die Passagiere wurden mit Booten zur Insel transportiert. Auf der Hin- und Rückfahrt zu unserem Schiff wurde uns schon ein bisschen komisch wegen dem wackeligen Boot. Wir wollten dort eigentlich Schnorcheln aber weil wir leider nicht mehr genügend Bargeld hatten und Jenny nichts von ihrem Konto abheben wollte aus Angst, dass ihre Karte auch gesperrt werden könnte hat sich das erledigt. Das war eigentlich schon ziemlich ärgerlich aber andererseits war das Wetter auch etwas windig und die Wellen fast zu hoch für das Schnorcheln. Also sind wir nur auf der Insel herum gelaufen, haben Postkarten geschrieben, das Grill Buffet genossen und natürlich rum gelegen und das Sonnenwetter genossen.

In der Hängematte abhängen
In der Hängematte abhängen

Auf dem Schiff haben wir auch so viele Leute kennen gelernt. Der dauerdichte und traurige Scott ist ziemlich oft mit uns unterwegs gewesen. Scott ist 28 Jahre alt und hat für sich und seine große Liebe kurzfristig die Kreuzfahrt gebucht - allerdings hat diese Frau spontanerweise abgesagt und dem armen Scott das Herz gebrochen. Der reiche Scott hat Innendesign studiert, hat ein paar Ferienhäuser und sucht nebenbei noch Sponsoren für Fußballteams was sich ziemlich gut auszahlt. Uns hat er auch immer sehr großzügig mit Cocktails versorgt.

Ich, Scott und Jenny zu später Stunde ;-)
Ich, Scott und Jenny zu später Stunde ;-)

Außerdem haben wir – besser gesagt ich - den 40 jährigen Marco kennen gelernt welcher witziger weiße nur 30 Minuten von uns in Media entfernt wohnt. Er kam aus geschäftlichen Gründen auf die Kreuzfahrt. Einen besseren Job gibt es nicht. Jeden Tag haben Meetings und Präsentationen stattgefunden aber er musste allerdings nur an einem einzigen Tag „arbeiten“ und eine Präsentation halten. Marco haben wir kennengelernt weil er kam eines Nachmittags einfach zu uns an die Bar und hat sich mit dem typischen amerikanischen: „Heeeeeyyyy how are youuuuu doing?“ in ein Gespräch verwickelt und war von Anfang an von mir begeistert und fragte mich ständig ob alle Deutschen so glücklich sind wie ich. Auch er hat uns gerne auf Cocktails eingeladen was allerdings nicht auf sein Konto ging sondern auf das seiner Firma. Er ist schließlich aus geschäftlichen Gründen da. Unglaublich :-D


Außerdem wurden Jenny und ich eines Morgens während dem Frühstück von einem höheren Angestellten für das Abendessen mit einem Offizier ausgewählt. Es werden immer ein paar Einzelne Gäste zu einem Abendessen mit einem Offizier eingeladen. Das war wirklich cool mit dem Offizier welcher für den Umweltschutz des Schiffes zuständig ist zu quatschen. 

 

Freitagmorgen sind wir dann wieder in Miami am Hafen angekommen. Wir haben extra einen Flug am Abend gebucht, dass wir noch den ganzen Tag in Miami am Strand verbringen könnten. Dachten wir. Aber bei unserem Urlaubsglück war es vergangenen Freitag bewölkt, etwas regnerisch und windig. Am Strand war uns irgendwann zu kalt und als es dann angefangen hat zu regnen saßen wir unter dem Toilettenhaus und wusste nichts mit unserem kompletten Nachmittag in Miami anzufangen…

Alles in allem war es aber doch wirklich eine richtig coole Zeit auch wenn einiges schief gelaufen ist. Diesen Urlaub werde ich NIE vergessen und ich kann es kaum erwarten auf die nächste Kreuzfahrt zu gehen! Allerdings nicht zu den Bahamas denn meiner Meinung nach gibt's da nichts großartig Weiteres zu Sehen außer die schönen Strände - was sich aufjedenfall lohnt aber ein zweites Mal hinzugehen wäre langweilig. 

 

Liebe Grüße und viel Sonne zu euch nach Deutschland!

 

Eure Lisa

 

PS: Seit dem 26. Februar bin ich hier seit 6 Monaten!!!

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Mama (Freitag, 08 März 2013 09:18)

    Diese Adrenalinschübe gehen mir hier ohne dich total abhanden.
    Immerhin hattet Ihr noch Glück im Unglück und doch einen schönen Urlaub.

  • #2

    Julia (Freitag, 08 März 2013 13:31)

    und warum existiert das Alligator Bild nicht mehr? :D

  • #3

    Lisa (Freitag, 08 März 2013 17:14)

    Weil Jennys Kamera nicht mehr aufgetaucht ist!!!!!! :( Hab ich umsonst die $3 bezahlt..