Ich bin das alte Au Pair und wer bist du?

Love Skulptur in Philly
Love Skulptur in Philly

In jeder Region gibt es ein LCC (=Local Childcare Coordinator) der eine Gruppe von Au Pairs betreut. Mein LCC heißt Carol und ich bin nun auch in dem E-Mailverteiler mit aufgenommen. In den Mails wird auch immer erwähnt wenn neue Au Pairs angereist sind, damit die anderen Au Pairs die Neuen begrüßen können. Jeri, ein Au Pair aus Australien, ist seit Februar hier und sie hat mir vor drei Wochen eine E-Mail gesendet und mich gefragt, ob ich mit ihr und noch ein paar anderen Mädels im „Olive Garden“ essen möchte. Die andern Mädels die noch da waren sind Manuela aus Kolumbien, Isadora aus Brasilien, Maria aus Argentinien und Ramona aus Deutschland.

Anschließend sind wir in ein Halloween Geschäft das ziemlich genau neben dem „Olive Garden“ ist. Halloween wird hier wohl gefeiert wie Weihnachten denn erstens gibt es eben extra ein Geschäft welches nur Halloween Sachen verkauft und zweitens gibt es hier natürlich auch wieder eine riesen Auswahl. Der komplette Laden ist mit Kostümen ausgerüstet, welche zum Großteil extrem freizügig sind, Dekorationen für Drinnen und Draußen, Perücken, Brillen, Schminke, Süßigkeiten sind auch vorhanden und viele andere unnötige Dinge. Das Geschäft war auch überall mit grusligen Figuren dekoriert welche plötzlich einen Ton von sich geben oder sich bewegen um Leute zu erschrecken. Auf einem Foto bin ich mit einer Brille, an welcher ein Schnurrbart befestigt ist, zu sehen. Hier gibt es momentan alles und jeden mit Schnurrbart, sogar Hello Kitty trägt nun einen Schnurrbart. Scheint wohl in Mode zu kommen – aber das soll nun keine Aufforderung an meinen Papa sein. Bin immer noch Mamas Meinung, dass Schnurrbärte uncool sind. Aufjedenfall an Papa.

 

Der Montag nach diesem Lunchtreffen schien zuerst sehr normal zu verlaufen, denn nachdem ich Alex und Ana zu ihrem Bus gebracht habe und freudig zurück zum Haus laufe weil ich nun die folgenden sechs Stunden frei habe und keine Königin oder tanzenden Affen um mich haben werde, während ich mein Frühstück genieße.
Die Kids sind doch nicht so wohlerzogen wie ich dachte und manchmal können sie mich fast auf die Palme bringen – aber nur fast ;-) Aus Prinzip verbiete ich einfach schön großzügig weil mich die verzogene Erziehung dermaßen nervt, dafür kassiere ich den einen oder anderen Todesblick, ein gespieltes Geheule oder einen flehenden Hundeblick aber ich bleibe eiskalt bei dem „No!“. Ich kann so gemein sein :-D aber die Kinder müssen eben auch mal lernen, dass diese Masche nicht bei jedem funktioniert. Wenn ich „no“ sage, wird anschließend bei Baka gebettelt, falls diese meiner Meinung ist, wird Ivana bei der Arbeit angerufen. Natürlich wird auf Zustimmung gehofft, was leider auch oftmals der Fall ist und dadurch meine Autorität untergraben wird. Mittlerweile habe ich schon alle drei Telefone in der Küche auf der Kücheninsel gebunkert, damit die Kinder nicht ständig anrufen können…

Zurück zum Frühstück. Also morgens wird in aller Ruhe um 9 Uhr gefrühstückt, ihr denkt jetzt bestimmt, dass das ziemlich unspektakulär ist, ist es auch aber an jenem Montag vor zwei Wochen sprang die Haustür auf und mich lächelte ein Mädchen in meinem Alter mit langen braunen Haaren an. Natürlich bin ich verwirrt und frage sie auf Englisch wer sie ist, was sie hier will und sie lacht und meint: „Ich bin Cilia, ich bin das alte Au Pair!“ Ich war wirklich perplex weil meine Gasteltern erzählt haben, dass Cilia erst zwei Tage später ankommen würde aber anscheinend wurde das durcheinander gebracht. Also ist Cilia vom Flughafen aus mit dem Zug gefahren und dann den Weg bis zum Haus gelaufen. Wir haben zusammen gefrühstückt, über ihren Trip an der West Küste und natürlich die Familie gequatscht. Ich habe mit ihr geredet als ob ich sie schon seit Jahren kennen würde, wirklich sehr sympathisch. Abends hat sie sich mit ihren Freundinnen im Starbucks getroffen und sie hat mich zu diesem Treffen auch mitgenommen, war echt sehr lieb von ihr weil dadurch habe ich Jenny und ein paar andere Au Pairs kennen gelernt.

Cilia ist dann am 12. September zurück nach Deutschland geflogen. Echt schade, habe mich super mit ihr unterhalten können und haben abends im Bett noch ewig über Gott und die Welt geredet. Habe auch schon mit ihr geskyped weil sie die Kids mal wieder sehen wollte und sich natürlich auch über mich erkunden wollte, wie es mir in der Familie ergeht.

 

Mein LCC, also Carol, kam auch in den ersten Wochen zu einem Besuch zu uns nach Hause um sich um mein Wohlbefinden zu erkunden. Beispielsweise besprachen wir ob ich einen geregelten Arbeitsplan, ein Bankkonto habe und ob ich regelmäßig bezahlt werde. Wie es mir bisher so geht, wie ich mich mit den Kindern und den Eltern verstehe und lauter so Sachen. Carol ist Mitte 50 und macht einen gelassenen und freundlichen Eindruck. Sie ist so eine Person zu welcher man gleich einen guten Draht findet und ich bin froh, dass ich sie als Ansprechpartner habe.

 

Ansonsten habe ich die letzten drei Samstage in Philadelphia verbracht. Im Übrigen hat mir Ivana ein Bildband von Philadelphia geschenkt, worüber ich mich richtig gefreut habe weil mir Philadelphia ziemlich gut gefällt.

Ich finde Philadelphia auch um einiges schöner als New York weil es dort neben den Wolkenkratzer auch noch einige Altbauten gibt. Außerdem ist es nicht ganz so hektisch wie in New York und vom geschichtlichen Hintergrund auch interessanter weil beispielsweise im 18. Jahrhundert in Philadelphia die Unabhängigkeit mit der „Liberty Bell“ eingeläutet wurde. Außerdem ist Philadelphia auch eine sehr süße Stadt weil erstens die Straßen die Namen von Baumarten, wie beispielsweise „Walnutstreet“ tragen. Die Walnutstreet ist das Shopping Zentrum in Philadelphia. Zweitens bedeutet „Phila“ Liebe, deshalb gibt es hier auch das „Love“ Symbol.

So ganz nebenbei sind im 17. Jahrhundert die ersten Deutschen in Nordamerika in Philadelphia angekommen und es wurde der Stadtbezirk „Germantown“ gegründet – wie cool ist das denn?! :)

Aber New York ist natürlich auch sehenswert weil es eben NEW YORK ist! Grund genug, da muss man einfach mal gewesen sein.

 

In Philadelphia war ich das erste Mal mit Ivana, Baka und Ana unterwegs. Zuerst hat mir Ivana das Gebäude gezeigt in welchem sie und ihr Mann arbeiten und ich muss sagen, sie haben von ihrem Büro aus eine wirklich schöne Aussicht über die Stadt. Leider hatten wir nicht so viel Zeit und deshalb sind wir nur ein paar Plätze mit dem Auto abgefahren und Ivana hat den Reiseführer gespielt. Sie hat mir so viele gute Restaurant, Geschäfte und andere Insider Tipps verraten anschließend haben wir noch einen Halt bei dem „Museum Of Art“ gemacht und sind die 99 Stufen bis zum oberen Platz gelaufen. Besucht haben wir es leider nicht weil Ana dabei war aber ich werde aufjedenfall noch hin gehen. Aber dafür hatte ich die selbe schöne Aussicht wie auf Schiesells Abschiedskarte! : )

 

Am darauffolgenden Samstag war ich mit der ganzen Familie in Philadelphia bei einer Kunstausstellung welche im Park stattgefunden hat. Die Kunstausstellung wurde kreisförmig um den Park aufgebaut und es waren wirkliche viele schöne Gemälde und Skulpturen dabei. Das Wetter war geradezu perfekt für so eine Ausstellung. Besonders haben mir die Arbeiten von Kimmy und Laurie gefallen. Kimmy hat auch ein Foto von mir vor einem Teil seiner Ausstellung gemacht. Um nebenbei ein bisschen Werbung zu machen und eventuell euer Interesse zu wecken, schaut doch mal auf www.kimart.com und www.lauriefields.com vorbei. In Echt sieht das ganze natürlich noch viel besser und ansprechender aus als auf den Internetseiten. Kimmy hat in Atlanta ein Kaffee welches er mit seinen Werken geschmückt hat und falls ich jemals nach Atlanta kommen sollte, besuche ich ihn und trinke einen Kaffee – denn was anderes werde ich mir wohl nicht leisten können, außer ich habe bis dorthin gerade mal 1000 Dollar oder mehr parat.

 

Am vergangenen Samstag war ich mit Au Pairs aus meiner Gegend in Philly, sie heißen Jeri, Jenny, Barbara, Tugba und Steffi. Wir waren in Philadelphias „Independence Hall“ in welcher die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet wurde und im 18. und 19. Jahrhundert befand sich dort auch die „Liberty Bell“ mit welcher die Unabhängigkeit wortwörtlich eingeläutet wurde. Später wurde dort die Verfassung der Vereinigten Staaten beschlossen. Also wie ihr feststellen könnt, ist die „Independence Hall“ ein sehr historisch bedeutsamer Platz weshalb sie sich auch auf dem 100 Dollarschein befindet. Wir sind noch so ein wenig in der Stadt umher gelaufen, im gemütlichen „Liberty Bell“ Park abgehangen und haben natürlich ein Stopp bei der „Love“ Skulptur gemacht.

 

Am kommenden Samstag ist wieder ein Ausflug nach Philly geplant und zwar ein Ausflug zum Oktoberfest. Yeah! Ja kaum zu glauben hier in Amerika gibt es auch ein Oktoberfest aber ich habe mir von ein ein paar Amis sagen lassen, dass es nicht mit dem deutschen zu vergleichen ist, denn in Deutschland soll die Feierei viel besser sein weil in Amerika so gut wie niemand im Dirndel, Lederhose, etc. kommt und durch den niedrigeren Bierkonsum eine etwas andere Stimmung gegeben ist. Eine ca. 60 jährige Frau hat mir erzählt, dass sie vor einigen Jahren in Deutschland beim Oktoberfest war und sie hatte eine Ampel als Button bekommen. "Grün" bedeutete: "Let's drink!" und "Rot" bedeutete: "I need a break!". Sie war total begeistert vom deutschen Oktoberfest. 

Aber für mich und für viele andere Au Pairs gibt es ja sowieso kein Alkohol weil wir noch keine 21 Jahre alt sind. Naja genießen wir eben das deutsche Essen : )

 

Liebe Grüße an alle,

ich denk an euch!

 

Lisa

Gemütlicher Platz hinter der Love Skulptur
Gemütlicher Platz hinter der Love Skulptur

Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Harald (Donnerstag, 27 September 2012 18:31)

    Ach ja - kommt vieles bekannt vor. Viele Grüße aus Karlsruhe aus dem Nebenzimmer von Felix ;)

  • #2

    Spitz (Donnerstag, 27 September 2012 19:41)

    Eigentlich sind Schnurrbärte schon ziemlich cool ;)

  • #3

    Sylvia (Montag, 15 Oktober 2012 14:12)

    Nee, Bärte im Allgemeinen sind zwar anscheinend wieder Mode, aber mal ehrlich, die meisten Männer sehen damit aus wie Nikoläuse. Deine Mama hat absolut recht, wenn sie das Flohgekräusel uncool nennt.